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Weisheiten – Über das falsche System

Dienstag, 30. November 2010 9:58

«Ich weiss, dass das System falsch ist. Bei uns in der Wirtschaft  sieht das ein Blinder. Aber ich diene dem falschen System mit Hingabe. Denn im Rahmen des falschen Systems, dem ich mein bescheidenes Talent zur Verfügung stelle, sind die falschen Massnahmen naturgemäss richtig, und die richtigen sind begreiflicherweise falsch. Ich bin ein Anhänger der eisernen Konsequenz, und ich bin ausserdem … ein Feigling.»

Handelsredakteur Malmy, in Erich Kästners Roman Fabian

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Lieblingszitat des Tages – Lingua Franca

Freitag, 26. November 2010 10:01

«german-speaking Business Analyst – OTC derivatives (Festanstellung)»

Stellenangebot in Zürich auf einer Schweizer Plattform

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Völkchen hör die Signale

Montag, 18. Oktober 2010 19:48

Immer wenn eine weltweite Krise den Erdball erschüttert und den zufrieden schlummernden Bürger kurzzeitig aus seinem friedlichen Nickerchen reisst, bricht für eingefleischte Vertreter unterschiedlichster Ideologien die lange ersehnte Jetzt-machen-wir-es-richtig-Zeit an.

Man beeilt sich allerecken, dem verunsicherten Bürger längst begraben geglaubte Feindbilder der eigenen Weltsicht einzukloppen. Denn wenn der Ideologe eines über die Psyche des Bürgers weiss, dann, dass dieser sich – kurz brummend – allzu schnell in sein neues Schicksal einmummelt. Also hopp, Knüppel aus dem Sack.

Heuschrecken und Raubtier-Kapitalisten

Da meine fundierte Meinung über ausländer- und menschenfeindliche Problemlösungsansätze aus der dort-wo-der-Daumen-links-ist Ecke inzwischen hinreichend bekannt sein dürfte, richte ich heute mal ein persönliches und gutgemeintes Wörtchen an unsere Aktivisten aus dem Farbspektrum von 650-750 Nanometer Wellenlänge.

Ich stimme euch zu: Niemandem steht ein Gehalt (oder Boni, oder wie man die geschickte Umgehung von Regeln auch gestaltet haben mag) in Höhe von mehreren Millionen Batzen zu. Und natürlich sollten wir es nicht einfach hinnehmen, wenn selbsternannte Brains jede gerade noch so legale aber für die Gemeinschaft schädliche Möglichkeit für die Gewinnmaximierung nutzen und mit der Hilfe unzähliger Pinkys die Weltherrschaft anstreben.

Man beachte jedoch: Die angeprangerten Bösewichte setzen mit ihrem Tun nur konsequent die innerhalb unseres Wirtschaftssystems an sie gestellten Anforderungen um. Maximaler Gewinn für den Konzern.

Der Souverän sind wir – L’Économie c’est moi

Die durch egoistische Gene, Testosteron oder was auch immer verursachte Jagd nach Gewinn und Macht mag zugegebenermassen unschöne, bisweilen unethische Begleiterscheinungen haben. Doch wo echte demokratische Gegenkräfte am Werk sind, wird das labile Gleichgewicht zwischen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Interessen immer wieder aufs neue hergestellt.

Heikel wird es erst, wo marktwirtschaftliche Theorien auch die Politik bestimmen. Wenn Wirtschaftsvertreter, die für gewöhnlich nach weniger Staat rufen, vorgeben, die Interessen der Gesellschaft besser als diese selber vertreten zu können und zu diesem Zweck einen Abstecher in die Rolle des staatsliebenden Politikers machen.

Und schwupps – schon sind wir ohne Knüppelschwingerei beim eigentlichen Problem.

Drum trenne, was sich ewig widerspricht

Der politischen Macht der Wirtschaftvertreter und deren Lobbyisten muss die (unvermummte) Stirn geboten werden, da sind wir uns einig. Aber es bringt nichts, wenn ihr es im Politplanschbecken einfach den marktwirtschaftlichen Poolpinklern gleichtut und zurückpinkelt. Auch wenn es wohlig warm sein mag. Die kennen nichts, wechseln kurzzeitig in ihr anderes, sauberes Becken und kehren nach einigen Litern Kaffee gutgelaunt wieder zurück.

Es nützt auch nichts, gegen «die da oben» zu poltern, nachdem wir es zugelassen haben, dass «die da oben» aus der Wirtschaft auch «die da oben» in der Politik wurden. Schlussendlich poltert ihr damit auch gegen «die da oben» euch selber. Man weiss ja schon gar nicht mehr, welcher Teufel vor wichtigen Wahlen und Abstimmungen welche Advokaten frisst.

Kein Wunder macht der Bürger seit Jahren zwischen «denen da oben» aus Wirtschaft und« denen da oben» aus Politik keinen Unterschied mehr. Und «die da oben machen», wie man so hört «sowieso was sie wollen.»

Der Demokratie neues Leben einhauchen

Solange der Souverän sich eher mit dem eingedeutschten lateinischen Begriff identifiziert als mit der Gesellschaft, wird er diesen nicht mehr zur Urne bewegen. Dann ist komplett Essig mit direkter Demokratie.

Dabei bräuchte es gar nicht viel, den solcherart verschnupften Patienten weg vom Essigwickel zu den notwendigen, aber vielleicht schmerzhafteren Therapien zu bewegen. Er muss nur Risiken und Nebenwirkungen im Kleingedruckten richtig einordnen können. Und dafür sollte er wissen, wer Arzt und wer Pharmakonzern ist.

Oder um es ohne Schlenker durch die Verpackungsbeilage zu sagen: Die Politik muss wieder zu einem echten, erkennbaren Gegenpol zur Wirtschaft werden.

Yin und Yang

Keine Sorge lieber Leser ausserhalb der linken Sphäre. Das soll keinesfalls die Einführung des Kommunismus, Sozialismus, der Planwirtschaft oder anderer Geister vergangener Zeiten bedeutet. Es geht nur um eine einfache, aber strikte Trennung der Vertreter von gesamtgesellschaftlichen und wirtschaftlichen Interessen. Um gemeinsam einen starken und gleichzeitig sozialen Staat zu pflegen.

Eine solche Zweiteilung wird natürlich nicht ohne ein Umdenken stattfinden können, weil damit auch eine Neubewertung unserer Werte einher gehen muss. Wie viel ist uns beispielsweise die Arbeit für unser aller Wohl wert? Sind wir bereit, Politiker auf jeder Ebene für ihren Einsatz wie in der Wirtschaft zu bezahlen?

Sicher ist, ein Politiker, der sich ausschliesslich für die Gesellschaft einsetzt und sich nicht von der Wirtschaft abhängig macht, braucht auch sein täglich Brötchen. Allerdings – und das könnte den einen oder anderen, der schon den Taschenrechner hervorgekramt hat, wieder beruhigen – es dürften aus zwei einfachen Gründen eher kleinere Brötchen sein.

1. Wer viel verdienen will und sich zwischen Politik und Wirtschaft entscheiden muss, wählt die Wirtschaft. Das ist gut so. Denn die Wirtschaft braucht ja gerade diejenigen, denen der Profit das wichtigste Kriterium für ihren Arbeitseinsatz ist.

2. Wer sich für die Politik als Betätigungsfeld entscheidet, braucht kein dickes Konto. Wie man heute schon sieht, sind unzählige Idealisten bereit, sich für wenig Geld, wenn nicht gar im Ehrenamt, für die Gesellschaft einzusetzen. Die Bezahlung für einen solchen Politiker soll sogar möglichst niedrig gehalten werden, um nicht die Falschen anzuziehen.

Dies gilt im Übrigen auch für Bundesräte. Die könnte man dann (in diesem Fall würde ich sogar meine Meinung ändern) auch gleich durch das Volk wählen lassen.

Nicht überzeugt?

Zu einem solchen Modell des Ausgleichs gibt es natürlich noch unzählige weitere Gedanken und Begründungen.

Wenn Sie, lieber Leser Lust auf ein tiefer gehendes Gespräch haben, ich bin dabei. Am liebsten von Angesicht zu Angesicht. Egal ob es Sie eher zur Wirtschaft oder zur Gesellschaft ziehen würde.

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Thema: Gesellschaft, Mensch, Politik, Schweiz | Kommentare (0) | Autor:

Schiri, wir wissen wo dein Auto steht

Samstag, 3. Juli 2010 18:13

Wer mit Trillerpfeife einsam zwischen zwei Mannschaften und deren Fanblocks steht, hat genau zwei Möglichkeiten zu pfeifen: Falsch oder falsch.

Dabei schafft es nicht jeder wie der legendäre Pierluigi Collina, sich mit einer Mischung aus Freundlichkeit und klaren Entscheiden Respekt zu verschaffen. Oft mit weitreichenden Konsequenzen auch nach dem Spiel.

Natürlich gehen die Emotionen während eines Spiels bei Spielern und Fans hoch. Schliesslich unterstützen wir eine der beiden Mannschaften. Aber was geht in dem einzigen Mann ohne Freunde auf dem Feld vor?

Dieser Frage geht die an der EM 2008 in der Schweiz und Österreich gedrehte Doku «Referees at Work – Schiedsrichter im Fokus» nach. Der Dokumentationsfilm zeigt unter anderem den Funkverkehr der Schiedsrichter und ermöglicht dem Zuschauer nie gesehene Einblicke ins Spielgeschehen aus einem anderen Blickwinkel. Unbedingt sehenswert.

Ausschnitt «Referees at Work»

httpv://www.youtube.com/watch?v=WhpqcyDS3G4&NR=1

Weitere Ausschnitte gibt’s auf youtube, mehr Informationen zu der Doku bei IMDb

Thema: Gesellschaft, Mensch | Kommentare (0) | Autor:

Kleider machen halbe Leute

Montag, 31. Mai 2010 15:33

Bäcker, Polizisten, Manager, Geistliche, Handwerker. Alle zeigen uns mit ihrer Kleidung, wer sie sind. Beziehungsweise, was wir glauben sollen, wer sie seien. Selbst der Nudist. Der eine führt uns anhand getragenem Blütenweiss seinen berufsbedingten Hygienefimmel vor Augen. Der andere demonstriert durch eine martialisch anmutende Kampfmontur mit allerlei dunklem Besteck am Gurt und in den Taschen seine Macht und Stärke. Und einer trägt weisse Socken. Warum auch immer.

Eine stillschweigende Vereinbarung

Wir alle kennen das Spiel mit Kleidung und Persönlichkeit aus eigener Erfahrung. Wir spielen mit und lassen uns spielen, damit das Leben seinen geregelten Gang gehen kann. Tagsüber unterstreichen wir mit Arbeitskleidung unsere berufliche Kompetenz. Abends brezeln wir uns für die Party auf, damit man uns ganz schön schön oder zumindest ganz schön interessant findet. Und wenn wir zu wild feiern, bringen wir den anrückenden Berufsverkleideten den nötigen Respekt entgegen.

Aber der gewählte Kleidungsstil samt Accessoires macht noch keine ganze Persönlichkeit aus. Neben den beliebig austauschbaren stofflichen Statussymbolen und der beachtlichen Manipulationskraft lernbarer Körpersignale, beeinflussen auch naturgegebene Faktoren unsere Wahrnehmung. Ausstrahlung und überdurchschnittliche Körpergrösse zum Beispiel wirken sich sowohl auf den Marktwert als Single, als auch auf die Chancen auf eine Bilderbuchkarriere aus.

Auch eine perfekte Silhouette ist einem erfolgreichen Berufs- wie Liebesleben nicht abträglich. Wer kann, lässt deshalb hinbiegen und schnippeln was geht, damit die Fremdwahrnehmung wieder schmeichelt.

Unscheinbare Manipulatoren mit Folgen

Bei diesem weit verbreiteten Hang zum optischen Wohlgefallen geht gerne mal der unterschwellige Einfluss anderer wichtiger Faktoren unter, die genauso sehr wie visuelle Reize Ihre Wirkung entfalten. Wie in «Naming – oder Wortwitz-Overkill» schon besprochen, lösen auch Namen Assoziationen aus. Dies erfahren heute vor allem Jugendliche mit einer ic-Namensendung auf Lehrstellensuche. Auch ein Verdienst einiger Schweizer Christophe.

Sie werden kaum abstreiten, dass auch Sie einen Peter Süssli (die folgenden Personen gibt es wirklich) irgendwie süss finden. Vor allem, wenn er passenderweise auch noch gelernter Konditor / Confiseur ist. Und für den Schreiner Andreas Klemm würde mindestens ein heimliches Kichern als Trinkgeld rausspringen, wenn Sie Ihre verzogenen Holztüren oder –schubladen zum richten brächten.

Etwas länger müssten Sie vielleicht vor der Entbindung bei der Entscheidung für einen der beiden – sicherlich kompetenten – Gynäkologen und Geburtshelfer Dr. med Andrei Drakul oder Dr. med Peter Messerli nachdenken. Es sei denn, Sie hätten sich schon für einen Kaiserschnitt entschieden.

Ob man will oder nicht, jeder Name hat eine Wirkung. Wir neigen dazu, einer Person unbewusst Attribute wie «Liebenswert» und «Fleissig», aber auch «Unfähig» und «Gefährlich» zuzuweisen. Dies ist für die Betroffenen mal schmeichelhaft, mal weniger. Aber für einen Erwachsenen kein grösseres Problem. Gut möglich, dass sich der eine oder andere der oben erwähnten – ich hoffe nicht alle – sogar erst durch den Namen zur Berufswahl inspirieren liess.

Ein kleiner Test

Was für den Nachnamen im positiven wie im negativen gilt, gilt erst recht für den Vornamen, der weit emozionaler besetzt ist und sehr eng mit der eigenen Persönlichkeit verknüpft wird.

Lesen Sie bitte das folgende Wort in Klammern, schliessen Sie dann die Augen und kategorisieren Sie das Gefühl zu dem Wort als angenehm, neutral oder unangenehm. Danach die Augen wieder öffnen nicht vergessen, damit wir uns weitere Gedanken zu unserem kleinen Test machen können. Also obacht:

«HUGO»

Würden Sie mit einem Träger dieses Namens Zeit verbringen wollen? Ihren Wohnungsschlüssel anvertrauen? Eine Arbeit geben?

Falls Sie einen Hugo kennen, wird sich das Gefühl für den unbekannten Hugo vermutlich an Ihren Erfahrungen mit dieser Person orientieren. Also netter Hugo, angenehme Erinnerung. Nerviger Hugo, unangenehme Erinnerung. Kennen Sie keinen Hugo, stellt sich wahrscheinlich trotzdem unbewusste ein Bild samt Einschätzung der Person hinter diesem Namen ein. Mit weit reichenden Konsequenzen für den wirklichen Hugo.

Kevin, Noah, Chiara und Schackeliine

Es lässt sich kaum vermeiden, dass wir einer neuen Bekanntschaft allein anhand ihres Namens unbewusst ihren Platz in unserer Sympathieschublade zuordnen. Selbst wenn niemand in unserem direkten Bekanntenkreis den entsprechenden Namen trägt.

Man denke an «Ueli der Knecht» und «Ueli der Pächter». Das klingt altbacken, konservativ, nach Landwirtschaft. Ein Ueli kommt vom Land und hat wenig mit der grossen, weiten Welt am Hut.

Unser «BrUM» – Bundesrat Ueli Maurer – scheint diese Einschätzung als ehemaliger Geschäftsführer einer landwirtschaftlichen Genossenschaft, Geschäftsführer des Zürcher Bauernverbandes und Präsident des Verbandes Schweizerischer Gemüseproduzenten zu bestätigen. Und holt damit das Vorurteil aus der heilen, verstaubten Heimatfilmwelt in die äusserst reale Gegenwart.

Diese Verknüpfung funktioniert auch in die Gegenrichtung. Während ein Name unsere Wahrnehmung bestimmen kann, beeinflusst auch die Umgebung die Namensgebung. Zum Beispiel, wenn Eltern aus einer ländlichen Gegend ihren Kindern einen zu diesem Umfeld passende Namen geben. Oder wenn sich eine Mutter wegen einer frisurtechnischen Ähnlichkeit zu den Lausbuben – sprich heute schwererziehbare Jugendstraftäter – aus Heinrich Christian Wilhelm Busch’s Werk inspirieren lässt. Wie Mami Leuenberger die Namenswahl für Ihren Sohn in einem Interview einmal erklärt haben soll.

So gesehen liegen wir mit unserer spontanen Einschätzung also vielleicht doch gar nicht immer so falsch.

Deshalb eine Bitte, liebe zukünftige Eltern. Wenn Sie sich vorgenommen haben, für Ihren Nachwuchs nur das Beste zu wollen, vergessen Sie nicht, auch etwas Zeit in den Namen zu investieren. Ihr Kind muss sich später auch als Kevin, Noah, Chiara oder Schackeliine im Leben behaupten. Und nicht jeder mit einem vorbelasteten Namen kann Bundesrat werden.

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Das Bild zur Rechtfertigung

Freitag, 23. April 2010 18:31

Eine Frau mit Berufsehre.Wann immer ich die fadenscheinigen Argumente für angeblich gerechtfertigte Bezüge vernehme, denke ich an den 10.03.2003. An diesem Tag um 10.57 Uhr entstand diese Fotografie.

Ein Schnappschuss, der für mich die wahre Bedeutung der oft gehörten Rechtfertigungen für Lohnexzesse verkörpert. «Überdurchschnittlicher Einsatz», «Hohe Verantwortung» und «Risikobereitschaft» für einmal in Form von Berufsehre statt Worthülse. Hier nimmt eine engagierte Frau ihre wichtige Arbeit ernst. Ohne Millionen-Salär. Ohne Bonus.

Da könnte sich der eine oder andere durchaus ein Scheibchen abschneiden.

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