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Ein Wunsch für die Israel/Palästina-Diskussion

Sonntag, 3. August 2014 17:15

Wo immer man im Moment etwas zum Konflikt um Israel und Palästina liest: Früher oder später fallen drei Begriffe. Manchmal bunt gemischt hintereinander. Oft alle gleichberechtigt nebeneinander. Manchmal zu recht. Oft auch nicht.

anti-israelisch. anti-jüdisch. anti-semitisch.

Ein Grund für die unterschiedlichen Begriffsverwendungen […]

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491.239.299 CHF

Freitag, 28. Oktober 2011 9:28

Nein. Das sind keine neuen Schulden. Höchstens moralische.

Im Wert von 491.239.299 CHF wurde gemäss eidgenössischer Zollverwaltung von Januar bis September 2011 Kriegsmaterial aus der Schweiz ausgeführt. Das sind 68.509.111 Franken mehr als im gleichen Zeitraum 2010.

Wie viel davon auf Streubomben entfällt, ist aus der Tabelle «Ausfuhr von Kriegsmaterial» der Eidgenössischen Zollverwaltung vom 27.10.2011 nicht zu entnehmen. Dass sich das Geschäft mit dem Leid und Tod von Menschen in den mindestens 64 offiziellen Erst-Abnehmerländern aber nach wie vor lohnt, schon.

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Lieblingszitat des Tages – Bildungssystem

Donnerstag, 6. Oktober 2011 17:17

«Junge SVP setzt sich ein für: Solides Bildungssystem. Weil wir keine Versuchskaninchen für Bildungsbürokraten sein wollen, sondern für unseren Start in die Berufswelt die bestmögliche Ausbildung erhalten brauchen!»

Auszug aus dem illegal aufgehängten «Marschbefehl» zum «Kampf <Für Freiheit und Vaterland>» der Parteisoldaten der Jungen SVP ZH (Liste 28)

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Willkommen in der neutralen Schweiz

Montag, 9. August 2010 20:44

Da sage noch einer, die Schweiz habe als Wirtschaftsstandort an Attraktivität verloren. Unsere bewährte Neutralität scheint sich bei ausländischen Firmen nach wie vor hoher Beliebtheit zu erfreuen. Von überallher strömen internationale Schwergewichte zu uns. Nur hört man in diesem auf äusserste Diskretion bedachten Land selten etwas von solchen Erfolgen.

Als sich am 21.11.2006 zum Beispiel eine international erfolgreiche israelische Firma in der Schweiz niederliess (siehe Beitrag vom 8. Juni 2010) nahm die Öffentlichkeit praktisch keine Notiz davon. Auch als am 18.03.2010 eine britische Firma einen Holding-Sitz in der friedliebenden Schweiz einrichtete, dauerte es beinahe ein halbes Jahr, bis in einer Randnotiz darüber berichtet wurde. Dabei handelt es sich auch bei diesem Unternehmen um ein global tätiges Schwergewicht.

Wie swissinfo.ch und der Tagi am 09. August 2010 berichten, unterhält die neu niedergelassene britische «in London ansässige [Firma] eine der grössten Söldnerarmeen der Welt. Schätzungsweise 20’000 Söldner sind hauptsächlich im Irak und in Afghanistan tätig – insbesondere im Dienst des US-Verteidigungsministeriums.»

Richtig gelesen: Söldner im Irak und in Afghanistan.

Welche schweizer Mizaru, Kikazaru und Iwazaru waren dafür wohl wieder zuständig? Und welcher 209-Millionen-Franken-Umsatz-Glanz in die Augen treibende Abwehrzauber entfaltete da seine blendende Wirkung?

Bin ich der Einzige, der solche Firmen in einer neutralen Demokratie irgendwie – sagen wir mal – ein bisschen unpassend findet? Oder muss man den Begriff der Neutralität erneut auf die einfachste denkbare Formel «Wir machen keine Unterschiede» herunterdampfen?

Wollen wir das? Brauchen wir das? Und vor allem, gibt es noch andere diskret arbeitende «Sicherheitsfirmen» in der Schweiz? Beziehungsweise, sollen noch weitere dazukommen?

Es scheint, als hätte ich heute zur Abwechslung einmal mehr Fragen als Antworten.

Falls Sie geschätzer Leser einen Vorschlag haben, welche Politiker man mit diesen Fragen belästigen könnte, nehme ich diesen gerne entgegen. Vielleicht richte ich dann hier ein kleines, frei zugängliches Anfrage-Formular ein. Für den Fall, dass noch andere Schweizer ein ähnlich bünzliges Neutralitätsverständnis haben wie ich.

Nachtrag 11. August

Es bewegt sich doch was. Zumindest in den Schweizer Medien. Man darf gespannt sein, ob der Bundesrat nochmal über die Bücher geht und seine Entscheidung vom Mai 2008 «dass in der Schweiz ansässige private Sicherheitsfirmen, die in ausländischen Konflikt- und Krisengebieten tätig sind, vorderhand nicht einer Registrierungs- und Bewilligungspflicht unterstellt werden.» im Sinne der Neutralität revidiert.

Dies umso mehr, als laut Tagesanzeiger für das EDA «die Ansiedlung einer privaten Sicherheitsfirma mit der Neutralität vereinbar [ist]. Die Neutralität erfordere, dass die Schweiz bei bewaffneten Konflikten keiner Kriegspartei ihr Territorium zur Verfügung stelle oder diese mit Waffen oder Truppen unterstütze. Zurzeit sei keine solche Firma in einem neutralitätsrelevanten Konflikt tätig.»

Thema: Gesellschaft, International, Politik, Schweiz, Wirtschaft | Kommentare (0) | Autor:

Kein Ausweg in Afghanistan

Sonntag, 1. August 2010 11:11

Nach neun intensiven Kriegsjahren ist man in Afghanistan von Frieden, Sicherheit und Demokratie weiter entfernt denn je. Die vollmundigen Siegesversprechungen aus Politik und Armeeführung haben sich nicht erfüllt und werden deutlich seltener ausgespochen.

Beinahe möchte man sich freuen, dass in der Politik ein Umdenken stattgefunden hat und die Verantwortlichen nun endlich auf die seit Jahren warnenden Stimmen hören. Doch das Gegenteil scheint der Fall.

Gleicher Krieg, neue Argumente

Nachdem sich die katastrophale Fehleinschätzung, die zu diesem «kurzen Friedenseinsatz» führte, nicht mehr schönreden lässt, wird einfach die Argumentation angepasst. Statt nur die viel beschworene Sicherheit am Hindukusch zu verteidigen oder den Terror ausserhalb der eigenen Grenzen zu bekämpfen, muss man nun auch noch die Ehre der Gefallenen schützen.

«Auch wenn die Kosten des Krieges den Nutzen möglicherweise niemals aufwiegen werden, müssen wir ihn dennoch weiterführen. Sonst wären unsere Kinder, Ehepartner, Geschwister vergebens gestorben», klingt es nun sinngemäss.

Doch diese hochemotionale Argumentation ist zutiefst zynisch. Sie instrumentalisiert nicht nur die trauernden Hinterbliebenen für die Fortsetzung eines längst verlorenen Kriegs, sondern verlangt im Namen der Gefallenen auch weiterhin sinnlose Opfer wertvoller Menschenleben.

Unterschätzte Eskalations-Spiralen

Schon vor Kriegseintritt wurden die kritischen Stimmen einfach ignoriert. Jetzt, da sich die ausweglose Situation in Afghanistan deutlich abzeichnet und unzählige Tote später, sollte man erwarten, dass man sich der Meinung aussen stehender öffnet und gemeinsam nach Alternativen zu der untauglichen Strategie sucht. Doch die Politik ist nach wie vor nicht willens, auf die Argumente der Kriegsgegner zu hören.

Wie kommt es, dass rationale Menschen sich mit irrationalen Entscheidungen so sehr in ausweglose Situationen manövrieren, dass sie trotz besseren Wissens nicht mehr von ihrem einmal eingeschlagenen Weg abweichen können? Die Antwort darauf gab Allan I. Teger seinen Studenten der Psychologie an der University of Pennsylvania schon im Jahr 1970.

Als während des Vietnamkriegs die gleichen Argumente vorgebracht wurden, suchte er nach einem anschaulichen Beispiel für mögliche Eskalations-Mechanismen und demonstrierte dieses seinen Studenten anhand eines Experimentes.

Jeder seiner Studenten konnte auf einen Dollarschein bieten. Der höchstbietende würde den Dollar erhalten. Allerdings gab es eine Zusatzregel, deren fatale Auswirkung die Teilnehmer meist erst zu spät erkannten: Auch das zweithöchste Gebot musste bezahlt werden, ohne jedoch etwas dafür zu erhalten.

Die Studenten boten zunächst alle fleissig mit. 10 Cent zu Beginn, dann 20, 30, 40, 50, 60 Cent. Bei 70 Cent bemerkten viele die Gefahr der Zusatzregel und stiegen aus. Die beiden höchstbietenden aber befanden sich mitten in einer ausweglosen Situation.

Das höchste Gebot von 90 Cent versprach zwar immer noch ein gutes Geschäft. Für den Bieter mit dem zweithöchsten Gebot hätte dies allerdings 80 Cent Verlust bedeutet. Deshalb bot er einen Dollar. So würde er zwar nichts gewinnen, aber er hätte auch keinen Verlust. Für den anderen Bieter hätte dies wiederum den Verlust von 90 Cent bedeutet. Bei einem Gebot von 1,10 Dollar würde er – falls der andere nicht mehr mitbieten sollte – einen Dollar erhalten. Er würde nur 10 statt 90 Cent verlieren. Also bot auch er weiter.

Die beiden befanden sich in einer Zwickmühle, der sie ohne Verlust nicht mehr entkommen konnten. Und jedes weitere Gebot verschlimmerte die Situation. Was am Anfang nach einer einfachen, ungefährlichen Gewinnmöglichkeit aussah, endete im verzweifelten Versuch, nur noch irgendwie als «Gewinner» aus der Sache herauszukommen. Egal wie hoch der Verlust zum Ende auch sein mochte.

Gleicher Krieg, keine Argumente

Dieses Beispiel zeigt, wie schnell eine unterschätzte Situation eskalieren kann, wenn man erst einmal mittendrin steckt. Die Studenten boten zum Teil bis zu 20 Dollar, um am Ende nicht als Verlierer dazustehen.

Im gleichen Dillemma stecken heute die Verantwortlichen für den Krieg in Afghanistan. Sie glauben, für einen Abzug schon zu viele Leben geopfert zu haben. Und so hoffen sie auf ein Wunder, das die vielen Toten doch noch irgendwie rechtfertigen könnte, wenn sie nur lange genug im Feindesland bleiben.

Doch das Verhältnis der möglichen Kosten (Menschenleben) zu einem möglichen Nutzen (Frieden) verschlechtert sich ab Eintritt in einen nicht zu gewinnenden Krieg mit jedem Tag. Das ändert sich auch nicht, wenn man einfach noch einige Jahre lang weitere Menschen in die Schlacht wirft. Im Gegenteil. Die einzige Möglichkeit, den erlittenen Verlust nicht noch zu vergrössern, ist der sofortige Abzug.

Aus diesem einfachen Grund darf und kann das vorgebrachte Argument – trotz allem Verständnis für die Hinterbliebenen – keine Kriegsverlängerung rechtfertigen. Ein Umdenken ist dringend nötig.

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Thema: Gesellschaft, Mensch, Politik | Kommentare (0) | Autor:

Afghanistan 2011, ein gefährliches Experiment

Freitag, 9. Juli 2010 16:21

Bis im Sommer 2011 wollen die USA mit dem Abzug der Truppen aus Afghanistan beginnen. Auch der deutsche Aussenminister Westerwelle kündigt an, im kommenden Jahr mindestens eine Provinz an die einheimischen Sicherheitskräfte übergeben zu wollen. Dies sollte uns eigentlich alle freuen. Soldaten wie Pazifisten.

Man muss sich allerdings fragen, warum die afghanischen Sicherheitskräfte nach all den Jahren voller Rückschläge ausgerechnet jetzt in der Lage sein sollten, in Ihrem Land für Ordnung zu sorgen. Und dies nicht nur in Anbetracht der dilettantischen Ausbildung der Soldaten.

Ein Land, viele Mächte

Die Sprachprobleme dürften noch das geringste Problem sein. Man kann sich bis heute kaum darauf verlassen, dass alle in diesen neuen Truppen zu den «guten» gehören. Wer immer damit gemeint sein mag. Oder darauf, dass alle die gleiche Vorstellung von einer einheitlichen Nation und Rechtsstaat haben. Wie auch? Zu gross ist das Land. Zu verschieden die Stämme, Glaubensrichtungen, Ideologien. Und zu verworren die Geschichte und die Interessen US-legitimierter und anderer Machthaber.

Wären sich die einheimischen Machthaber einig über eine gerechte Regierungsbildung, wäre eine schwache oder instabile Armee kein grosses Problem. Schliesslich müsste diese nur gegen äussere Feinde für Schutz und Sicherheit der Bevölkerung sorgen. Vieles lässt aber darauf schliessen, dass die grösste Gefahr für die Stabilität des Landes von Innen ausgeht. Die Machtverteilung beruht nach wie vor eher auf Clan-Zugehörigkeit, Verwandtschaft, Waffengewalt und Terror, denn auf demokratischen Verhältnissen. Der Abzug der Truppen 2011 könnte einmal mehr den Rückfall in die Zeiten vor der amerikanischen Intervention bedeuten. Eine schlechte Ausbildung kann so gesehen sogar nützlich sein. Es ist aber keine gute Idee, die zukünftigen Bürgerkriegsgegner mit moderner Technik auszustatten und ohne Kontrolle zurück zu lassen.

Eine mutige Frau riskiert ihr Leben für ihr Volk

Einen Einblick in die explosive politische Situation in diesem riesigen Land bietet Malalai Joya – eine junge Frau, die sich gegen die Kriegsherren auflehnt – in ihrem Buch «Ich erhebe meine Stimme». Man fühlt sich unweigerlich an die Situation nach dem Abzug der Sowjets erinnert. Kriegsherren teilen das Land untereinander auf. Wo man sich nicht einig wird, droht oder herrscht schon Gewalt.

Bis zu einer Demokratie, wie sie den Amerikanern und ihren Verbündeten vorschwebt, wird es noch ein weiter, steiniger Weg sein. Sofern sie sich überhaupt erreichen lässt. Malalai Joya, selber Abgeordnete des ersten demokratischen Parlaments, entging mehreren Attentaten und lebt deshalb im Untergrund. Man kann für das Afghanische Volk nur hoffen, dass die Situation vor Ort sich bis 2011 komplett verändert.

Mein Buchtipp für jeden, der sich für dieses Land aus dem Blickwinkel einer Frau aus dem Volk interessiert:

«Ich erhebe meine Stimme – Eine Frau kämpft gegen den Krieg in Afghanistan» von Malalai Joya.

ISBN 978-3-492-05277-1

Interessantes Videomaterial über Malalai und ihr Wirken gibt es auch auf youtube.

Thema: Buchtipps, International, Politik | Kommentare (0) | Autor:

Nachdenkliche und teure Zeiten

Montag, 21. Juni 2010 18:59

Irgendwie ist auf unserer dummen Kugel wieder mal einiges los, oder? Hier eine Umweltkatastrophe, da und dort alte und neue Kriege. Immobilien- Finanz- Wirtschaftskrisen und Arbeitslosigkeit überall. Das Geld unter der Matratze verliert an Wert. Europa kämpft mit sich und ums Überleben. Kurz: Es riecht nach Umbruch und keiner weiss, wohin das führen wird.

Was tun in dieser Umbruchstimmung?

Eines zeichnet sich wie immer in solchen Zeiten deutlich ab: Der moderne Mensch sucht wieder mehr Nähe, Wärme und Sinn im Leben. Religion bietet sich da als kostengünstiges Modell an. Wem diese zu verstaubt ist, oder zu viele Opfer abverlangt, der sucht und findet seinen Seelenfrieden vielleicht in Spiritualität und Esoterik. Und Antworten. Die erhält man heutzutage frei Haus im Fernsehen bei einem der vielen TV-Karten- Steine- oder Sonstwaslegern. Da kann sogar der maulfaule und sparsame Sofahocker, der nicht mit seinen Gefühlen hausieren geht, auf fremde Kosten tiefe Einsichten gewinnen.

Allerdings habe ich manchmal das Gefühl, dass diese telegenen Engelsanrufer, Hellsichtigen, Schamanen und wie sie sich sonst noch nennen, mit ihren Prognosen ein bisschen wischiwaschi bleiben. Da zeigen Karten auch schon mal einfach eine aussagekräftige «2». Das bedeutet, dass Sie Ihre neue Liebe in zwei Tagen kennen lernen. Oder in zwei Wochen. Monaten. Oder gar Jahren. So genau können das die Karten für nur ca. CHF 4.50 pro Minute halt auch nicht sagen.

Eine Berechnungsgrundlage für ein planbares Leben

Ich finde aber sowieso, wenn schon in die Zukunft schauen, dann bitte richtig. Nützt ja nichts, wenn man das Datum des ersten Treffens mit einer neuen Liebe kennt, ohne zu ahnen, dass einen noch am selben Abend ein selbst gekochtes Essen dahinrafft.

Auch sonst wäre es nicht schlecht, auch den eigenen Todestag zu kennen. Beispielsweise als Planungsgrundlage für den Abschluss einer Lebensversicherung. Wäre ja schön blöd, wenn Sie jahrelang einen Teil Ihres mühsam erarbeiteten Geldes abzwacken und dann kurz vor der Auszahlung abnippeln.

Ich habe mich mal für Sie nach verlässlichen Quellen umgesehen und wurde tatsächlich fündig. Auf einer Schweizer Homepage können Sie Ihren Todestag errechnen lassen. Super, oder? Das ganze mit nur 30 einfach zu beantwortenden Fragen. Ein durchaus passables Aufwand-Nutzen-Verhältnis.

Und weil ich selten einfach ungetestet über etwas spreche/schreibe, habe ich das gleich mal für Sie ausprobiert.

Obacht. Wir legen los

  1. Geburtsdatum. Seien wir ehrlich (oh, heute Geburtstag): 21. Juni 1975
  2. Geschlecht. Natürlich: weiblich
  3. Grösse. Wahre Grösse, Sie wissen schon. Aber o.k.: 175-180
  4. Gewicht. Das sind Fragen: über 100 kg
  5. Augenkorrektur. Merkliste, mal Optiker über Zusammenhang fragen: nein
  6. Alter der Mutter bei Geburt. Ich sag mal: 18-25 Jahre
  7. Alter des Vaters bei Geburt. Natürlich älter: 25-30 Jahre
  8. Erbkrankheit in Familie. Irgendjemand bestimmt. Also: Nein
  9. Eigene chronische Krankheiten. Ausser Besserwissitis: Ja
  10. Allergien. Nicht dass ich wüsste: ja
  11. Plötzlicher Tod durch Unfall in Familie. Bestimmt. Also: Nein
  12. Sport. Wenn ich gerade nichts besseres…: Gelegentlich
  13. Raucher. Die Antwort gefällt: regelmässig aber nicht aus Gewohnheit
  14. Alkohol. Wer nicht: häufiger als einmal die Woche
  15. Drogen. Alles was rumliegt: ja, leichte Drogen gelegentlich
  16. Kaffe oder Tee. Gleich nach Drogen..: 4 mal pro Tag oder öfters
  17. Bevorzugte Filme. «keine» gibt’s nicht. Na dann: Horror
  18. Essgewohnheiten. Natürlich: 2-3 mal täglich
  19. Fleischkonsum. Wie oft ist «selten»? ok: selten
  20. Stressige Arbeit. Nah am Burnout: Ich habe eher ruhigen Job
  21. Arbeit Lebensgefährlich. Faktor für Lebenserwartung? Dann besser: Nein
  22. Wo Zeit verbringen. Dorf oder Stadt: halb-halb
  23. Fabrik mit giftigen Chemikalien nähe Wohnort: weniger als 1 km
  24. Zeit hinter Steuer. Beifahrer scheinen weniger gefährdet: 3-4 Stunden pro Woche
  25. Depression. Würde ich diesen Test machen? Also: ja, oft
  26. Familie. Zählen auch meine Eltern?: nein, ich lebe geschieden
  27. Kinder. Wie geht Familie ohne Kinder? Egal: ja
  28. Glücklich. Abgesehen von Burnout und Depression: ja, ich habe Freude am Leben
  29. Alpträume. Sicher oft. Wache nur nicht auf: fast nie
  30. Glaube. Irgendwas muss man ja glauben: ich habe Zweifel

Geschafft. Und? Und? Wie alt werde ich denn nun? Oh. Da steht was. Um meine Lebenserwartung anschauen zu können, muss ich noch eine sms schicken. Kostet pro Auswertung CHF 9.80.

Ist aber vielleicht sowieso besser, wir überlegen uns das noch einmal. Der Dienst eignet sich nicht für uns, wenn wir unter 18 oder über 70 sind. Ausserdem sollten wir weder schwanger, noch betrunken sein oder unter dem Einfluss von Drogen stehen. Auch mit psychischen Störungen oder Erkrankungen des Nervensystems sollten wir Abstand von der Eröffnung unseres Todestages nehmen. So steht es in den Nutzungsbedingungen. Man scheint die potenzielle Klientel zu kennen.

Aber keine Angst, falls Sie es jetzt wissen wollen. Der berechnete Todeszeitpunkt muss – immer noch Nutzungsbedingungen – nicht mit dem tatsächlichen zusammenfallen. Das beruhigt doch ungemein.

Wieder einmal Datenschutz

Falls Sie jetzt erst noch ein bisschen darüber nachdenken wollen, ob Ihnen dies als Berechnungsgrundlage für die Lebensversicherung 9.80 wert ist, fragen Sie sich auch gleich, wie Wertvoll Ihnen Ihre persönlichen Daten sind. Ich weiss nicht, ob der Betreiber dieses Dienstes Ihnen den Todeszeitpunkt voraussagen kann. Was er aber auf jeden Fall kann, ist die 30 von Ihnen eingegebenen Daten verwenden. Auch ohne dass Sie sich für die Anforderung des Resultats per sms entscheiden. Ganz schön gratis sozusagen.

Ausserdem steht im Handelsregisterauszug unter «Zweck der Gesellschaft» unter anderem:

Einkauf, Verkauf und Einbindung von jedwelchem digitalen Content als Content Service Provider.

Kurz: Handel mit Daten jedweder Art. Ein Schelm, der Böses dabei denkt. Was das im Zusammenhang mit Ihrer ip-Adresse bedeuten könnte, haben wir schon im Beitrag «Meine Daten sind deine Daten» besprochen.

Auf jeden Fall werden Sie ein bisschen weniger Einsam sein. Mit dem Absenden der sms stimmen Sie nämlich auch noch zu, per sms kostenlose Werbebotschaften zu erhalten.

Aber immerhin besteht mit etwas Glück die Chance, dass man Ihren errechneten Todestag ernst nimmt und nicht darüber hinaus mit Ihren nicht mehr ganz so vertraulichen Angaben handelt. Und wer weiss. Vielleicht bekommen Sie kurz vorher noch ein gutes Werbeangebot für eine letzte Kiste. Oder einen günstigen TV-Schamanen für einen feierlichen Abgang.

Thema: Digital, Gesellschaft, Mensch | Kommentare (1) | Autor:

Anti-Terror-Spezialisten aus der Schweiz?

Dienstag, 8. Juni 2010 20:34

Die Schweiz ist eine neutrale, friedliebende Demokratie. Dies zeigt sich auch dadurch, dass die gsoa – Gruppe für eine Schweiz ohne Armee – mit ihren Volksinitiativen immer wieder beachtliche Erfolge verbuchen kann.

Ein grosser Teil der Stimmberechtigten hält wenig bis nichts von einer direkten oder indirekten Beteiligung an Kriegen. Egal in welcher Form.

Alles legal. Also kein Problem.

Weniger Probleme mit ethisch/moralischen Fragen scheint die Politik zu haben. Anders kann ich mir das Desinteresse auf eine Anfrage von Geri Müller vom 5.10.2004 im Nationalrat nicht erklären. In seiner Interpellation wollte er erfahren, wie der Bundesrat zu Berichten über organisierte Antiterror-Trainings in einem Camp in unserem Land steht.

In der Antwort vom 17.11.2004 sieht der Bundesrat kein Problem für die Tätigkeit der betreffenden Firma. Zum einen, weil «die Bestimmungen der Genfer Konventionen sich an kriegführende Parteien [richten], nicht an private Firmen, die mit der Ausbildung von Personenschützern befasst sind». Zum anderen, weil «in der Schweiz bisher keine geschäftliche Niederlassung [der Firma besteht]»

Die Diskussion im Nationalrat wurde am 17.12.2004 verschoben und am 6.10.2006 «Abgeschrieben, weil seit mehr als zwei Jahren hängig». Entsprechend war «der Urheber: nicht befriedigt». Man kann von Geri Müller und seinen Beweggründen halten, was man will. Seine Anfrage war im Grundsatz berechtigt. Erst recht nach dem Abschreiber vom 6.10.2006. Beziehungsweise, zwei Monate danach.

Ein Zertifikat als Türöffner im internationalen Söldnerwesen?

Am 21.11.2006 erfolgte der Eintrag eben dieser Firma ins Handelsregister. Laut Handelsregistereintrag dient der Zweck der Gesellschaft der Erbringung von Ausbildungsleistungen im In- und Ausland, hauptsächlich im Sicherheitsbereich. Aber auch die weltweite Vermittlung von Sicherheitsspezialisten und Handel mit Gegenständen im Bereich der Sicherheit, sowie noch einiges mehr, über dessen Zulässigkeit – egal ob legal oder nicht – man durchaus geteilter Meinung sein kann.

Glaubt man dem Kriegsreporter und ehemaligen Berufsoffizier bei der Deutschen Bundeswehr, Franz Hutsch, ist ein Zeugnis dieser Firma die Eintrittskarte ins Söldnergeschäft. Ein Türöffner für gutbezahlte «Jobs» in Irak und Afghanistan, wie Besucher dieser Kurse ihm bei der Recherche für sein Buch berichtet haben sollen. Und es ist nicht von der Hand zu weisen: Man kann den weit gefassten Zweck der Firma durchaus so verstehen.

Akzeptieren wir also in unserem neutralen Land die Ausbildung für Kampfeinsätze rund um die Welt?

Vielleicht sollte man noch einmal anfragen

Es ist schwer zu sagen, wie weit man den Schilderungen von Franz Hutsch trauen soll. Und was man unter «Personenschutz» alles verstehen darf, wenn dieser auch in Kriegsgebieten stattfindet. Aber auch so stellt sich die Frage, ob eine Einrichtung für die Ausbildung ausländischer «Spezialisten» im Sinne unserer Neutralität sein kann. Unabhängig von Nationalität und Herkunft des Gründers einer solchen Einrichtung.

Ich würde mir eine öffentliche Debatte wünschen.

Mehr über das boomende Geschäft mit Sicherheit und die Auswirkungen, die zunehmend auch den zivilen Bereich erfassen, vermittelt das Buch «Blackwater» von Jeremy Scahill. Das Thema aus deutscher Sicht (mit Vorsicht zu geniessen) bearbeitet Franz Hutsch in «Exportschlager Tod»

Meine Buchtipps:

«Blackwater – der Aufstieg der mächtigsten Privatarmee der Welt», Jeremy Scahill
ISBN 978-3-88897-512-7

«Exportschlager Tod – Deutsche Söldner als Handlanger des Krieges», Franz Hutsch
ISBN 978-3-430-20072-1

Thema: Buchtipps, Gesellschaft, Politik, Schweiz | Kommentare (0) | Autor: