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Neu – Thinkpunk Eso-Blog

Sonntag, 6. Februar 2011 17:52

Sonntag. Sonnig. Strahlend blauer Himmel. 12 Grad. Ideal, den kompletten Tag vor dem Fernseher zu verbringen. Offenbar. Denn anders kann man sich die massive Ausweitung der sonntäglichen Sendezeit einer bekannten Eso-Sendung im Privatfernsehen kaum erklären.

Anthropologie frei Haus

Von 06 Uhr bis 16 Uhr wird hier gemäss Eigenwerbung zehn Stunden ohne Unterbruch hellsehend und -fühlend in frühere Leben geschaut. Mit Formelmagie Tierkommunikation betrieben. Mit Pendel, Engelkarten, dem Einhorntarot und dem Tensor gearbeitet. Auch Engelsbotschaften und Wunschbestellungen mit der Energie des eigenen Erzengels, Spirituelle Entwicklung, Jenseitskontakte mit Mensch- und Tierseelen und Aurasehen ist möglich. Intuitiv und senitiv (sic!). Alles für nur Franken 4.50 pro Minute.

Nun, das freut den sofasitzenden Forschergeist ungemein. 10 Stunden Cabaret improvisé non censuré. 10 Stunden Forschungsmaterial frei Haus.

Die Meta-Frage des Tages ist schnell gestellt: Glauben die das alles? Und bevor wir diese beantworten, gleich die wichtigere hinterhergeschoben: Wäre solcherlei Glaube auf Seiten der selbsternannten Hellsichtigen für eine Wirkung beim Kunden wichtig?

Um es vorwegzunehmen: Nein. (Auch wenn man dem einzelnen Medium den Glauben an sich wünschen mag, um nicht in einen Gewissenskonflikt zu geraten).

Das mag man als Moralist etwas unsauber finden. «Aber», sagt der Gläubige «wen stört das, wenn es doch dem Zuschauer etwas bringt?» Und wie wir vom Placeboeffekt wissen, muss der Verabreichende tatsächlich nicht an die Wirkung glauben, um beim Empfänger etwas anzustossen. «Eben.»

Ein ehrlicheres Angebot

Wie wäre es denn aber, wenn der anrufende Zuschauer wenigstens über die uneingebildete Leistung des jeweiligen Mediums informiert würde? Das wäre ehrlicher. (Und schnell erzählt). Der Zuschauer glaubt ja sowieso, was er will…

Diese einfache Frage hat mich dazu geführt, hier heute ein eigenes Angebot zu präsentieren. Ja, der Autor will ja auch helfen. Und Geld verdienen. Allerdings ohne etwas zu verschweigen. Deshalb wird er ab sofort gegen Bares Fragen beantworten. Ein knappes aber konkretes Ja oder Nein auf eine konkrete Frage zu Ihrem Leben. Ohne Wischiwaschi. Ohne Geplauder. Ohne irgendwelches Hintergrundwissen. Und ohne Gewähr.

Stellen sie Ihre Frage einfach via Kommentarfunktion und schicken Sie mir danach in einem normalen Umschlag per eMail ein 50er-Nötli. Bei einem 100er-Nötli dürfen Sie sogar die gewünschte Antwort auf einen Zettel notieren. Nach Erhalt des Geldes beantworte ich dann Ihre Frage ebenfalls per Kommentar.

Bevor Sie mir nun Fragen und Geld schicken, möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass ich keinerlei magische oder sonstige esoterische Kräfte besitze. Ich verfüge maximal über ein Set Briscola-Karten und eine einfache Kerze aus der Migros. Ihre Fragen werde ich aber zu 100 Prozent ehrlich (Sofern kein 100er-Nötli mit Notiz beiliegt) und wie im Fernsehen zu etwa 50 Prozent richtig beantworten.

Sollte dieses Angebot Erfolg haben, können wir demnächst auch über Wasser-Fern-Elektrifizierung via Gedankenkraft nachdenken. Erste Ideen bestehen schon.

Thema: Gesellschaft, Mensch | Kommentare (0) | Autor:

Nachdenkliche und teure Zeiten

Montag, 21. Juni 2010 18:59

Irgendwie ist auf unserer dummen Kugel wieder mal einiges los, oder? Hier eine Umweltkatastrophe, da und dort alte und neue Kriege. Immobilien- Finanz- Wirtschaftskrisen und Arbeitslosigkeit überall. Das Geld unter der Matratze verliert an Wert. Europa kämpft mit sich und ums Überleben. Kurz: Es riecht nach Umbruch und keiner weiss, wohin das führen wird.

Was tun in dieser Umbruchstimmung?

Eines zeichnet sich wie immer in solchen Zeiten deutlich ab: Der moderne Mensch sucht wieder mehr Nähe, Wärme und Sinn im Leben. Religion bietet sich da als kostengünstiges Modell an. Wem diese zu verstaubt ist, oder zu viele Opfer abverlangt, der sucht und findet seinen Seelenfrieden vielleicht in Spiritualität und Esoterik. Und Antworten. Die erhält man heutzutage frei Haus im Fernsehen bei einem der vielen TV-Karten- Steine- oder Sonstwaslegern. Da kann sogar der maulfaule und sparsame Sofahocker, der nicht mit seinen Gefühlen hausieren geht, auf fremde Kosten tiefe Einsichten gewinnen.

Allerdings habe ich manchmal das Gefühl, dass diese telegenen Engelsanrufer, Hellsichtigen, Schamanen und wie sie sich sonst noch nennen, mit ihren Prognosen ein bisschen wischiwaschi bleiben. Da zeigen Karten auch schon mal einfach eine aussagekräftige «2». Das bedeutet, dass Sie Ihre neue Liebe in zwei Tagen kennen lernen. Oder in zwei Wochen. Monaten. Oder gar Jahren. So genau können das die Karten für nur ca. CHF 4.50 pro Minute halt auch nicht sagen.

Eine Berechnungsgrundlage für ein planbares Leben

Ich finde aber sowieso, wenn schon in die Zukunft schauen, dann bitte richtig. Nützt ja nichts, wenn man das Datum des ersten Treffens mit einer neuen Liebe kennt, ohne zu ahnen, dass einen noch am selben Abend ein selbst gekochtes Essen dahinrafft.

Auch sonst wäre es nicht schlecht, auch den eigenen Todestag zu kennen. Beispielsweise als Planungsgrundlage für den Abschluss einer Lebensversicherung. Wäre ja schön blöd, wenn Sie jahrelang einen Teil Ihres mühsam erarbeiteten Geldes abzwacken und dann kurz vor der Auszahlung abnippeln.

Ich habe mich mal für Sie nach verlässlichen Quellen umgesehen und wurde tatsächlich fündig. Auf einer Schweizer Homepage können Sie Ihren Todestag errechnen lassen. Super, oder? Das ganze mit nur 30 einfach zu beantwortenden Fragen. Ein durchaus passables Aufwand-Nutzen-Verhältnis.

Und weil ich selten einfach ungetestet über etwas spreche/schreibe, habe ich das gleich mal für Sie ausprobiert.

Obacht. Wir legen los

  1. Geburtsdatum. Seien wir ehrlich (oh, heute Geburtstag): 21. Juni 1975
  2. Geschlecht. Natürlich: weiblich
  3. Grösse. Wahre Grösse, Sie wissen schon. Aber o.k.: 175-180
  4. Gewicht. Das sind Fragen: über 100 kg
  5. Augenkorrektur. Merkliste, mal Optiker über Zusammenhang fragen: nein
  6. Alter der Mutter bei Geburt. Ich sag mal: 18-25 Jahre
  7. Alter des Vaters bei Geburt. Natürlich älter: 25-30 Jahre
  8. Erbkrankheit in Familie. Irgendjemand bestimmt. Also: Nein
  9. Eigene chronische Krankheiten. Ausser Besserwissitis: Ja
  10. Allergien. Nicht dass ich wüsste: ja
  11. Plötzlicher Tod durch Unfall in Familie. Bestimmt. Also: Nein
  12. Sport. Wenn ich gerade nichts besseres…: Gelegentlich
  13. Raucher. Die Antwort gefällt: regelmässig aber nicht aus Gewohnheit
  14. Alkohol. Wer nicht: häufiger als einmal die Woche
  15. Drogen. Alles was rumliegt: ja, leichte Drogen gelegentlich
  16. Kaffe oder Tee. Gleich nach Drogen..: 4 mal pro Tag oder öfters
  17. Bevorzugte Filme. «keine» gibt’s nicht. Na dann: Horror
  18. Essgewohnheiten. Natürlich: 2-3 mal täglich
  19. Fleischkonsum. Wie oft ist «selten»? ok: selten
  20. Stressige Arbeit. Nah am Burnout: Ich habe eher ruhigen Job
  21. Arbeit Lebensgefährlich. Faktor für Lebenserwartung? Dann besser: Nein
  22. Wo Zeit verbringen. Dorf oder Stadt: halb-halb
  23. Fabrik mit giftigen Chemikalien nähe Wohnort: weniger als 1 km
  24. Zeit hinter Steuer. Beifahrer scheinen weniger gefährdet: 3-4 Stunden pro Woche
  25. Depression. Würde ich diesen Test machen? Also: ja, oft
  26. Familie. Zählen auch meine Eltern?: nein, ich lebe geschieden
  27. Kinder. Wie geht Familie ohne Kinder? Egal: ja
  28. Glücklich. Abgesehen von Burnout und Depression: ja, ich habe Freude am Leben
  29. Alpträume. Sicher oft. Wache nur nicht auf: fast nie
  30. Glaube. Irgendwas muss man ja glauben: ich habe Zweifel

Geschafft. Und? Und? Wie alt werde ich denn nun? Oh. Da steht was. Um meine Lebenserwartung anschauen zu können, muss ich noch eine sms schicken. Kostet pro Auswertung CHF 9.80.

Ist aber vielleicht sowieso besser, wir überlegen uns das noch einmal. Der Dienst eignet sich nicht für uns, wenn wir unter 18 oder über 70 sind. Ausserdem sollten wir weder schwanger, noch betrunken sein oder unter dem Einfluss von Drogen stehen. Auch mit psychischen Störungen oder Erkrankungen des Nervensystems sollten wir Abstand von der Eröffnung unseres Todestages nehmen. So steht es in den Nutzungsbedingungen. Man scheint die potenzielle Klientel zu kennen.

Aber keine Angst, falls Sie es jetzt wissen wollen. Der berechnete Todeszeitpunkt muss – immer noch Nutzungsbedingungen – nicht mit dem tatsächlichen zusammenfallen. Das beruhigt doch ungemein.

Wieder einmal Datenschutz

Falls Sie jetzt erst noch ein bisschen darüber nachdenken wollen, ob Ihnen dies als Berechnungsgrundlage für die Lebensversicherung 9.80 wert ist, fragen Sie sich auch gleich, wie Wertvoll Ihnen Ihre persönlichen Daten sind. Ich weiss nicht, ob der Betreiber dieses Dienstes Ihnen den Todeszeitpunkt voraussagen kann. Was er aber auf jeden Fall kann, ist die 30 von Ihnen eingegebenen Daten verwenden. Auch ohne dass Sie sich für die Anforderung des Resultats per sms entscheiden. Ganz schön gratis sozusagen.

Ausserdem steht im Handelsregisterauszug unter «Zweck der Gesellschaft» unter anderem:

Einkauf, Verkauf und Einbindung von jedwelchem digitalen Content als Content Service Provider.

Kurz: Handel mit Daten jedweder Art. Ein Schelm, der Böses dabei denkt. Was das im Zusammenhang mit Ihrer ip-Adresse bedeuten könnte, haben wir schon im Beitrag «Meine Daten sind deine Daten» besprochen.

Auf jeden Fall werden Sie ein bisschen weniger Einsam sein. Mit dem Absenden der sms stimmen Sie nämlich auch noch zu, per sms kostenlose Werbebotschaften zu erhalten.

Aber immerhin besteht mit etwas Glück die Chance, dass man Ihren errechneten Todestag ernst nimmt und nicht darüber hinaus mit Ihren nicht mehr ganz so vertraulichen Angaben handelt. Und wer weiss. Vielleicht bekommen Sie kurz vorher noch ein gutes Werbeangebot für eine letzte Kiste. Oder einen günstigen TV-Schamanen für einen feierlichen Abgang.

Thema: Digital, Gesellschaft, Mensch | Kommentare (1) | Autor: