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Identitätsmissbrauch – eine neue Qualität im Abstimmungskampf

Samstag, 29. Dezember 2012 13:46

«Bezahlte Studenten schreiben unter falschem Namen Kommentare auf News-Portalen. Angeheuert wurden sie von der Agentur, die für Economiesuisse die Anti-Minder-Plakate gestaltete», liest man heute im Tagesanzeiger.

Nicht so schlimm, möchte man denken. Bezahlung für politische Arbeit ist auch in der Schweiz nichts Neues. Da aber in diesem Fall offenbar dazu aufgerufen wird, zur Tarnung Namen zu verwenden, für die «es den Ort, PLZ und die Strasse auch effektiv gibt (Check mit Weisseseiten.ch)», sollte uns der mögliche Missbrauch unseres Namens mindestens hellhörig machen.

Vielleicht sollten wir den aktuellen Anlass nutzen, uns klar gegen solche Praktiken auszusprechen – und gegen mögliche anonyme Verfasser vorzugehen. Drum fragen wir heute mal bei den Chefredaktoren von Tagesanzeiger und Blick nach.

Lieber Peter Wälty, lieber Rolf Cavalli

Wie ich heute einem Beitrag von Mario Stäuble im Tagesanzeiger entnehme, lassen Gegner der Abzockerinitiative die Debatte manipulieren. Offenbar werden Studenten dafür bezahlt, unter falschen Angaben Kommentare in Ihrer Zeitung zu veröffentlichen. Möglicherweise wird auch mein Name dafür missbraucht. Deshalb möchte ich Sie fragen, ob Sie mir eine Aufstellung der unter meinem Namen veröffentlichten Beiträge der letzten Wochen zusammenstellen können. Und ob man dies auch anderen Nutzern Ihrer Kommentarfunktion anbieten kann. Um allenfalls gegen diesen Missbrauch vorgehen zu können.

Antwort von Marcel Zulauf, Ringier.

«…Ihr Name wurde offensichtlich bei Blick.ch nicht verwendet…»

Antwort von Daniela Wyler, Tagesanzeiger.

«…senden wir Ihnen die Zusammenstellung der unter ihrem Namen veröffentlichten Beiträge. Natürlich haben auch andere Nutzer unserer Kommentarfunktion die Möglichkeit, eine solche Zusammenstellung anzufordern…»

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Thema: Eine Frage an..., Gesellschaft, Politik, Schweiz | Kommentare (1) | Autor:

Arbeitsmarkt Februar 2011

Dienstag, 8. März 2011 23:57

Wie immer Anfang Monat hat das SECO heute die monatlichen aktuellen Arbeitslosenzahlen publiziert. Und wie kürzlich versprochen, wollen wir uns diese auch heute wieder ein bisschen näher anschauen. Zur Abwechslung anhand der Schlagzeilen zweier grösserer Schweizer Zeitungen.

Der Tagesanzeiger berichtet

Arbeitslosenquote erneut stark gesunken
Die Arbeitslosenquote in der Schweiz ist im Februar im Vergleich zum Vorjahresmonat um 17,2 Prozent auf 3,6 Prozent gesunken.

Die NZZ meint dazu

Lage am Arbeitsmarkt verbessert sich stark
Arbeitslosenquote in der Schweiz im Februar auf noch 3,6 Prozent gesunken.

Der positive Trend setzt sich also offenbar fort. Und diesmal sinkt die Arbeitslosenquote sogar um fantastische 17,2 Prozent auf nur noch 3,6 Prozent.

17,2 Prozent / 3,6 Prozent / 0,2 Prozent

Vielleicht sollten wir uns an dieser Stelle vor Augen führen, was es mit den verschiedenen genannten Prozentzahlen auf sich hat. Um dies zu veranschaulichen hat sich der Autor wieder mal die Zeit genommen, die offiziellen Zahlen der letzten zwei Jahre zusammenzutragen und daraus zwei aussagekräftige Grafiken zu erstellen.

Zunächst aber einige Worte zu den veröffentlichten Zahlen.

Ende Januar 2011 waren 148.784 Personen als Stellensuchend gemeldet. Einen Monat später waren es noch 143.325 Personen. Die Zahl der gemeldeten Arbeitslosen sank damit innerhalb eines Monats in absoluten Zahlen um 5.459 Personen.

Im Verhältnis zu der Zahl der Erwerbspersonen ausgedrückt lag die Arbeitslosenquote* Ende Januar 2011 bei 3,8%. Bis Ende Februar sank die Quote auf 3,6%. Die Anzahl der registrierten Arbeitslosen sank also binnen Monatsfrist um insgesamt 0,2 Prozentpunkte.

Diese 0,2 Prozentpunkte lassen sich natürlich auch anders darstellen. Auch ein bisschen beeindruckender, ohne dabei den Inhalt zu ändern. Zum Beispiel indem die Reduktion der Arbeitslosenzahlen im Februar 2011 relativ zu den Zahlen vom Januar 2011 angegeben wird. Also 5.459 (148.784 – 143.325) geteilt durch 148.784. Daraus ergibt sich ein schon ziemlich beachtlicher Rückgang der Arbeitslosenquote um 3,66 Prozent.

Aber auch diese 3,66 Prozent lassen sich noch übertreffen, wenn man die relative Reduktion der Arbeitslosenzahlen in einen anderen, etwas vorteilhafteren Zeitrahmen erfasst. Zum Beispiel vom Vorjahresmonat zu heute. Dies ist im aktuellen Fall besonders ergiebig, da die Arbeitslosenquote vor genau einem Jahr, im Februar 2010, fast auf ihrem höchsten Punkt stand.

Auf den Vorjahreswert bezogen ergibt die Differenz zwischen den Arbeitslosenzahlen von 172.999 (4,4%) beim Höchststand 2010 und von 143.325 (3,6%) heute eine beachtliche Zahl von 29.674. (Statt nur 5459 seit letztem Monat.) Auf diese Art bricht die Arbeitslosenquote geradezu um schlagzeilentaugliche 17,2 Prozent ein. Auch ohne Wirtschaftswunder.

Kein Trend in Sicht

Man wird als Leser solcher Zahlenwerte regelrecht dazu verführt, einen steil abfallenden Kurvenverlauf zu sehen. Allein: Das Bild ist, wie wir anhand von Grafik 1 sehen können, schlicht falsch.

Grafik 1: Offizielle Arbeitslosenzahlen von Januar 2009 bis Februar 2011. Die Arbeitslosenquote sinkt im Zeitraum von Februar 2010 bis 2011 um 17,2 Prozent.

Grafik 1 zeigt die offiziellen Arbeitslosenzahlen von Januar 2009 bis Februar 2011. Die Kurve steigt bis Januar 2010 kontinuierlich an und beginnt dann ähnlich flach wieder zu sinken. Dieses langsame absinken bis heute zeichnet die 17,2 Prozent nach. Also nix mit steilem Abfall der Kurve im letzten Monat.

Kommt dazu, dass die Differenz zum Vorjahresmonat nichts über den aktuellen Trend aussagt. Trotz einem Minus von fast 20 Prozent kann die Arbeitslosenquote mehr oder weniger konstant bleiben oder sogar ansteigen. Sehen wir uns dazu Grafik 2 an, bei der die Werte zwischen März 2010 und Januar 2011 durch fiktive – aber mögliche – Zahlen ersetzt wurden.

Grafik 2: Offizielle Arbeitslosenzahlen von Januar 2009 Februar 2011. Allerdings mit einem fiktiven Rückgang bis im November 2010. Trotz steilem Anstieg der Arbeitslosenzahlen sinkt auch hier die Quote im Vergleich zum Vorjahresmonat um 17,2 Prozent.

Nehmen wir an, die Arbeitslosigkeit bewegte sich nach dem (tatsächlichen) Höchststand im Jan/Feb 2010 bis beispielsweise November 2010 auf ein historisches Tief von 0,6 Prozent und stieg danach explosionsartig wieder auf die aktuellen (realen) 3,6% an. Dies würde eine Verschlechterung der Situation um Faktor sechs in einem Vierteljahr bedeuten. Und trotzdem könnte man heute mit gutem Gewissen von einem Rückgang zum Vorjahresmonat um 17,2 % sprechen.

Welche Bedeutung haben nun also all diese veröffentlichten Prozentangaben für das Verständnis der aktuellen Lage? Und vor allem, was können uns die inzwischen lieb gewonnenen 17,2% noch sagen? Ohne Kontext eigentlich nur zwei Dinge.

  1. Lass dir kein X für ein U vormachen.
  2. Sei auf der Hxt.

Eines sei zum Schluss trotzdem noch gesagt. Wie es aussieht erholt sich die Lage im Moment tatsächlich ein bisschen.

* Die Arbeitslosenquote errechnet man, indem die Zahl der registrierten Arbeitslosen am Stichtag durch die Zahl der Erwerbspersonen (gemäss Eidgenössischer Volkszählung seit 1. Januar 2000: 3,946,988 Personen) geteilt wird.

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Thema: Arbeitsmarkt, Gesellschaft, Politik, Schweiz | Kommentare (0) | Autor:

Mehr Flüchtlinge – Mehr Gewalt

Donnerstag, 3. März 2011 16:52

Am 2.3.2011 orakelt der Online-Tagesanzeiger in fetter Überschrift:

Decken Sie sich also sicherheitshalber umgehend mit Notvorrat für mehrere Jahre ein, verstecken Sie Ihr Geld unter der Matratze, holen Sie die Kinder rein und verrammeln Sie sämtliche Fenster und Türen.

Kausalität scheint schneller als man denkt

Bevor Sie jedoch die Selbstschussanlage in Betrieb nehmen, wollen wir gemeinsam kurz den erklärenden Text unter der Schlagzeile untersuchen und uns ein eigenes Urteil statt eines möglichen Vorurteils bilden. Sicher ist sicher. Vielleicht ist es ja doch nicht ganz so schlimm. Hören wir genau hin:

«Laut Killias [Professor für Strafrecht und Kriminologie an der Universität Zürich] hat Zürich eine ähnliche Erfahrung Ende der 90er-Jahre gemacht, als Tausende von Flüchtlingen aus dem ehemaligen Jugoslawien in die Schweiz kamen. Damals stiegen vor allem die Gewaltdelikte an. Zeigen lässt sich das an der Gewaltstudie der Suva, der Schweizerischen Unfallversicherungsanstalt. Zwischen 1997 und 2005 verdreifachten sich <Unfälle> durch Gewalteinwirkung wie Rauferei, Streit, Überfall und kriminelle Handlungen bei jungen Männern.»

Wir kombinieren Haarscharf:

Mehr Flüchtlinge => Mehr Gewaltdelikte

Spätestens jetzt – nachdem wir die offensichtlichste kausale Verknüpfung gemeinsam hergestellt haben – rennt der mehrheitskompatible Leser auf schnellstem Holzweg zu seiner Hochsicherheitswohnung. Er hat es geahnt. Wenn nicht gar gewusst.

Klingt ja auch alles ganz plausibel und wird offenbar von einem Professor bestätigt. Aber werden hier tatsächlich Ursache und Wirkung abgebildet?

Nein. Zumindest nicht unbedingt. Die Aussagen «…stiegen vor allem die Gewaltdelikte…» und «…verdreifachten sich <Unfälle> durch Gewalteinwirkung…» benennen keine konkrete Täterschaft und lassen keinen zwingenden Schluss wie den oben gezogenen zu. Alles was man aus diesem Abschnitt ableiten kann – sofern die herangezogenen Statistiken stimmen – lautet: In den 90er-Jahren gab es mehr kriminelle Handlungen UND es kamen mehr Flüchtlinge. Das kann, muss aber keinesfalls bedeuten: In den 90er-Jahren gab es mehr kriminelle Handlungen WEIL mehr Flüchtlinge kamen.

Niemand würde ähnlich schnelle Rückschlüsse ziehen, wenn in einer anderen (hypothetischen) Statistik stünde, dass sich in den 90er-Jahren (parallel zu mehr Flüchtlingen) beispielsweise der Umsatz der Schweizer Juweliere verdoppelt hat. Oder die Gletscher in dieser Zeit überdurchschnittlich stark schmolzen.

Drum prüfe, wer was komisch findet

Ohne Angabe der genauen statistischen Quellen* ist es für den Leser unmöglich, sich ein unvoreingenommenes Urteil zu bilden. Trotzdem haben wir schon nach einem kurzen Blick auf den Text eine vermeintlich durch Fakten untermauerte Einsicht gewonnen. «Flüchtling» und «Kriminalität» scheinen einfach zu verlockend logisch zusammen zu hängen.

Die Meinung ist gemacht und schon wird fleissig mit möglicherweise verzerrten bis falschen Fakten Argumentiert, bis die Verknüpfung sich auch im letzten Kopf festgesetzt hat. Die Konsequenz für die Flüchtlinge aus Nordafrika kann man ausformuliert im oben verlinkten Forum des Tagi-Beitrages nachlesen: Nordafrika > Ausländer > junge Männer > alles Betrüger > Gewalt > Schweiz > Grenzen dicht > ist nicht mein Problem.

Genau deshalb sollten wir bei behaupteten oder angedeuteten kausalen Zusammenhängen immer besonders genau hinschauen und die Aussagen auf ihre Plausibilität prüfen. Meist ergibt sich beim zweiten Blick ein anderes Bild, als das zunächst offensichtlich scheinende.

Bringen Sie also die Kinder wieder raus und sehen Sie der möglichen Ankunft von Flüchtlingen gelassen entgegen.

Nicht alle Verzerrungen und Verwischungen sind so offensichtlich, wie in diesem Beispiel. Manche scheinen auch nach dem zweiten Blick noch logisch. Falls Sie sich für die vielfältigen Möglichkeiten der Manipulation interessieren, mein Buchtipp für einen unterhaltsamen Einstieg in die Welt der Statistik:

«Lügen mit Zahlen – Wie wir mit Statistiken manipuliert werden»
Gerd Bosbach und Jens Jürgen Korff
ISBN: 978-3-453-17391-0

* Die genauen Statistiken wurden trotz zweifacher Nachfrage im Tagesanzeiger-Forum nicht genannt. Die Frage wurde Ignoriert und im Forum nicht publiziert.

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Thema: Buchtipps, Fragen, Schweiz | Kommentare (2) | Autor:

Die schöne Natalie Rickli

Donnerstag, 22. Juli 2010 8:12

Welche Keywords hat Vimentis da wohl für seine kleine Google-Werbung definiert?

Gefunden im Online-Blick.

Thema: Politik, Schweiz, Werbung | Kommentare (0) | Autor: