Arbeitsmarkt April 2011
Freitag, 6. Mai 2011 14:47
Die neuen Arbeitslosenzahlen des SECO sind da. Und wie fast immer in den vorangegangenen Monaten, lassen sie den einen oder anderen Nicht-Rechner noch optimistischer in die Zukunft schauen.
Nichts neues aus Bundesbern
Die positiven Meldungen aus der SECO Pressedokumentation klingen heute so: Ende April 2011 waren 11’457 Arbeitslose weniger bei den RAV eingeschrieben, als im Vormonat. Die Arbeitslosenquote sank damit von 3,4% im März 2011 auf 3,1% im Berichtsmonat. Das ist der tiefste Wert seit Jahren. Was aber wie im März erwähnt in erster Linie mit den bis zu 16.000 Ausgesteuerten zu tun haben dürfte.
Weiter heisst es: Gegenüber dem Vorjahresmonat verringerte sich die Arbeitslosigkeit um 35’122 Personen (-22,1%). Nicht schlecht. Satte 22,1 Prozent. Was jedoch wie im Februar besprochen unter anderem mit den überdurchschnittlich hohen Arbeitslosenzahlen Anfang 2010 zu tun hat.
An dieser Stelle sei mir eine kurze Randnotiz erlaubt. Wäre die offizielle Arbeitslosenzahl seit letztem Monat unverändert geblieben, hätte sie sich gegenüber dem Vorjahresmonat dennoch um 23.665 Personen verringert. Das wäre dann immerhin noch ein beachtliches Minus von 14,9%. Oder anders ausgedrückt: Hätten sich im April 2011 23.665 Menschen – also ein dickes, reales Plus von 17,5% im Vergleich zum März 2011 – neu bei den RAV angemeldet, wäre die Arbeitslosenquote gegenüber dem Vorjahresmonat rechnerisch stabil geblieben.
Aber was sehen meine müden Augen?
Für einmal gibt es auch erfreuliches zu berichten. In der offiziellen Zusammenfassung werden die positiven Zahlen ein wenig relativiert: «Neben konjunkturellen und saisonalen Komponenten wirkten sich im April zusätzlich auch Effekte aus dem Inkrafttreten der AVIG-Revision aus. Wir schätzen den Effekt der Änderungen im Arbeitslosenversicherungsgesetz auf den Arbeitslosenbestand im April auf rund 4‘500 Personen.»
Da steht doch tatsächlich – wenn auch etwas verschleiert – an prominenter Stelle ein Wort zu den Ausgesteuerten im offiziellen SECO-Dokument. Immerhin. Ein Anfang ist gemacht.
Noch ein Wunder?
Erfreuliches geschieht auch im Online-Blätterwald. Einige Journalisten haben bemerkt, dass die Pressedokumentation weit mehr Informationen hergibt, als die kurze und damit ungenaue Zusammenfassung. Plötzlich erscheinen die Ausgesteuerten auch in der Berichterstattung einiger Medien im Rampenlicht.
Wobei die Änderung des Blickwinkels auch aus anderen Gründen erfolgen könnte. So verspricht beispielsweise die Schlagzeile «Statistik-Trick drückt Arbeitslosenquote» (nach der zweiten Aktualisierung des Textes nun «Leistungskürzung drückt Arbeitslosenquote») mehr Skandälchen. Und damit mehr Traffic.
Thema: Arbeitsmarkt, Gesellschaft, Politik, Schweiz | Kommentare (0) | Autor: thinkpunk