Ein Wunsch für die Israel/Palästina-Diskussion

Wo immer man im Moment etwas zum Konflikt um Israel und Palästina liest: Früher oder später fallen drei Begriffe. Manchmal bunt gemischt hintereinander. Oft alle gleichberechtigt nebeneinander. Manchmal zu recht. Oft auch nicht.

anti-israelisch. anti-jüdisch. anti-semitisch.

Ein Grund für die unterschiedlichen Begriffsverwendungen liegt in der Möglichkeit, den Konflikt je nach Lage – und Lager – abwechselnd oder gleichzeitig aus mehreren Blickwinkeln zu betrachten.

Zur Auswahl stehen

  • der Staat Israel
  • das religiöse Judentum
  • das jüdische Volk

wobei – das eigentliche Problem – jede dieser drei Gruppen auch Schnittmenge der anderen beiden sein kann.

Alles hängt mit allem zusammen.

Durch die themenspezifischen Überschneidungen entstehen auch für sachliche Schreiber mindestens zwei Probleme. Egal welchen Gedanken man im Zusammenhang mit Israel auch äussert, man trifft immer auch jemanden, der nicht gemeint ist und muss zugleich damit rechnen, dass die Aussage je nach Interesse auf eine einzige Auslegungsart reduziert wird.

Eine an den Staat Israel gerichtete Expansions-Kritik (als Beispiel, welches ich hier nicht diskutieren werde) trifft immer auch Israeli/Juden, die sich nicht mit den Plänen der Siedler identifizieren. Die gleiche Kritik an die Siedler gerichtet, kann direkt als religiös motiviert ausgelegt werden, da der Staat auch mit einem religiösen Hintergrund betrachtet werden kann.

Kurz: Egal welchen Gedanken man formuliert, mindestens eine Schublade wartet. Das ist schade. Denn wo man vor dem eigenen Kommentar jedes mal zuerst wortreich seine Haltung erklären muss, hört man irgendwann zu argumentieren auf. Und überlässt das Feld den Extremisten.

Aus diesem Grund möchte ich den im Titel angekündigten Wunsch an alle Schreiber und Gegenschreiber da draussen richten: Diskutiert die Probleme unserer Welt an sich. Verzichtet wo möglich auf die Zuweisung an spezielle Gruppierungen. Und vor allem, steckt anders denkende nicht in bereits vorbereitete Schubladen.

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Datum: Sonntag, 3. August 2014 17:15
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