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Weisheiten – Killerargument Neid

Freitag, 24. Mai 2013 10:28

«Ohne Gier kein Neid.»

Patrick

Thema: Gesellschaft, Weisheiten | Kommentare (0) | Autor:

Frage des Tages – divide et impera

Dienstag, 20. November 2012 7:58

Wie hoch muss man steigen, um auf Sozialhilfeempfänger und Working Poor neidisch zu sein?

Über Avenir Suisse und Kommentare einiger Mittelständler nachdenkend.

Thema: Fragen, Gesellschaft, International, Politik, Wirtschaft | Kommentare (0) | Autor:

Kooperation vs. Konkurrenz

Montag, 21. November 2011 10:12

«Wir brauchen die Besten der Besten» lautet das Wirtschafts-Mantra jeweils in Krisenzeiten. Und passend dazu die öffentliche Meinung über Menschen, die sich – ohne finanziellen Anreiz – aktiv für eine bessere Gesellschaft einsetzen: «Diese Schmarotzer sollen sich besser eine Arbeit suchen».

Kein Wunder ignoriert die Öffentlichkeit bei dieser Einstellung jede Forderung nach einem gerechteren Gesellschaftssystem von eben jenen «faulen, dummen Schmarotzern», denen man schlicht jegliche Wirtschafts-Kompetenz abspricht.

Was aber, wenn an der Spitze von Wirtschaft und Politik nicht wie stets betont die kompetentesten und fähigsten, sondern in erster Linie lediglich die kämpferischsten Köpfe sitzen? Müssten nicht gerade dann in einer Krise diejenigen klugen Köpfe aufsteigen, die im Interesse der Gemeinschaft auf Konsens- statt auf Konkurrenzdenken und den eigenen Vorteil setzen?

Nicht unbedingt, wie eine möglicherweise wahre Begebenheit veranschaulicht.

Das Tischtennis-Gleichnis

Zwei Drittklässler – nennen wir sie «Ich» und «der Andere» – nehmen in den Schulferien an einem freiwilligen Tischtenniskurs teil. Ziel ist es, die Technik zu verfeinern.

Nach einigen Übungsstunden stellt der Trainer eine Videokamera auf. Zwei Kinder sollen jeweils miteinander einen lockeren Ballwechsel spielen, um danach auf dem Videoband zwecks Verbesserung gemeinsam die Technik zu analysieren.

Zweierteam für Zweierteam spielen sich die Schüler die Bälle zu.

Auch Ich und der Andere stellen sich einander gegenüber an den Tisch.

Trainer: «Kamera läuft. Und los.»

Ich serviert. Ein Bilderbuchaufschlag. Der Andere reagiert prompt. Schmetterball. Eins zu null. Wenn denn gezählt würde.

Ich: «He! Schön spielen.»
Der Andere: «Ist doch schön. Mein Punkt»
Trainer: «Also nochmal von vorn. Und los.»

Ich serviert. Bilderbuchaufschlag. Der Andere reagiert. Schmetterball. Zwei zu null.

Ich: «Mann…»
Der Andere: «Mein Punkt»
Trainer: «Nochmal von vorn. Und los.»

Ich serviert. Bilderbuchaufschlag. Der Andere reagiert. Schmetterball. Drei zu null.

Natürlich trägt der Andere den vermeintlichen Sieg nach dem Kurs mit Stolz nachhause. Schlimm ist nicht, dass der Andere glaubt, er hätte das Spiel gewonnen. Schlimm ist auch nicht, dass der Andere glaubt, Ich hätte das Spiel verloren.

Schlimm ist, dass der Andere damit nicht nur sich, sondern auch seinen Mitspieler um die Analyse des Spiels und damit um eine Verbesserung der eigenen Technik brachte.

Und natürlich, dass er von Neid spräche, würde man ihn darauf hinweisen.

In anderen Worten: wer im Interesse aller Beteiligten kooperiert, verliert, wenn auch nur einer nicht mitzieht. Mit ein Grund, weshalb viele gute Leute gar nicht erst in Konkurrenz treten.

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Thema: Gesellschaft, Mensch, Wirtschaft | Kommentare (0) | Autor:

Von der Neiddebatte zur Hirnforschung

Montag, 26. April 2010 21:00

Tagesanzeiger, 26. April 2010.

Wenn in einer Schlagzeile «Mehr Demokratie in der Wirtschaft» steht und Dinge wie «Neidgesellschaft» in der Einleitung, muss ich das unbedingt lesen. Das könnte interessant werden. Satz mit X: War wohl nix.

Schon der erste Satz des Beitrages von Simone Meier zeigt, dass auch die schreibende offenbar einer weit verbreiteten Fehleinschätzung unterliegt.

«Wir wundern uns alle über das Geld, das so dreist in den Manager-Etagen der Grossbanken verlocht wird, und sind neidisch und hätten für unsere harte Büez auch gerne mehr.»

Nein Frau Meier. Wir wundern uns nicht alle. Und wir sind auch nicht alle neidisch.

Aber egal. Dieser kurze Einstieg soll hier nur exemplarisch aufzeigen, woran viele Diskusionen scheitern. Und warum man viele Politiker, Manager oder Gläubige mit Argumenten in ihrer eigenen Wertewelt nicht erreicht: Sie betrachten ihre Umwelt ausschliesslich aus der eigenen Warte.

Wer Neid zu seiner natürlichen Gefühlswelt zählt, sieht nur Neider um sich herum. Der Egoist nur andere Egoisten. Vielleicht in verschiedenen Abstufungen. Aber letzten Endes eben doch Neider und Egoisten. Unvorstellbar, dass jemand anders ticken könnte. Und auch unerklärbar. (Ich habe es oft genug versucht.) Es gibt offensichtlich individuelle, aber unverhandelbare Ansichten.

Woher kommen diese unverrückbaren Überzeugungen? Liegt es an der Erziehung? Oder an den gemachten Erfahrungen? Zum Teil bestimmt auch daran. Aber ich denke, viele unserer stärksten Glaubenssätze hängen sehr direkt mit Funktionen, beziehungsweise Fehlfunktionen unseres Gehirns zusammen. Ein geradezu körperliches Gefühl des Wissens, ohne darüber nachdenken zu müssen. Deshalb sind sie so tief in uns verankert und so schwer zu entkräften.

Einen Hinweis darauf liefern auch die aktuellen Neurowissenschaften. Man weiss zum Beispiel dank Forschern wie Vilayanur Ramachandran, dass die Stimulation des Schläfenlappens zu starken religiösen oder spirituellen Gefühlen führen und Schläfenlappen-Epilepsie sogar spontan extreme religiöse Erfahrungen auslösen kann. Und wenn ich mich richtig erinnere, auch Allmachtsphantasien. Bestimmt kennt jeder jemanden, der davon betroffen sein könnte.

Mir fallen dazu die Gebrüder Blocher ein. Der eine reklamiert für sich politisches und wirtschaftliches Allwissen. Der andere wähnt sich der göttlichen Weisheit sicher. Bitte nicht falsch verstehen. Ich werte hier nicht und weiss nichts über die Gesundheit der beiden. Doch vielleicht gibt es da ja einen Zusammenhang. Und ich würde es gerne erfahren. Schliesslich hat das auch mit meinem Leben zu tun.

Oder man denke an Investmentbanker. Wäre es möglich, dass deren Verhaltensweisen mit der Beschaffenheit gewisser Hirnareale zu erklären sind? Neurowissenschaftler haben ein relativ neues Forschungsobjekt für sich entdeckt. Die Spiegelneuronen. Diese seit 1995 bekannten Zellen könnten der Schlüssel für das Verständnis von Empathie sein. Sie ermöglichen die Simulation des emotionalen Zustandes des Gegenübers und erlauben es, sich in diesen hineinzuversetzen. Ein Werkzeug für Mitgefühl, Zusammengehörigkeit und Verantwortungsbewusstsein.

Glaubt man verschiedenen Insiderberichten und Büchern, sind viele Investmentbanker ziemlich einsam. Nicht bindungsfähig und auch ausserhalb der Berufes immer auf der Suche nach dem nächsten Kick. Ob zu schwach feuernde Spiegelzellen egoistisches Verhalten verursachen könnten? Eine Erklärung wärs.

Zu gern würde ich erforschen, in wie weit unser Gehirn die Gesellschaft formt. Ob es ein SVP-Setup gibt. Oder eine Rote Socken-Voreinstellung. Und ich hoffe, dass es dazu mal eine grössere Studie mit öffentlichen Personen gibt. Das würde die vielen gesellschaftlichen Fehlentwicklungen zwar nicht besser, aber vielleicht doch verständlicher machen.

Wer etwas mehr über Hirnforschung erfahren möchte, findet unzählige spannende Bücher. Zumal sich durch die Forschung immer mehr Berührungspunkte zur Psychologie und Philosophie ergeben. Deshalb möchte ich hier statt Buchtipps einfach einige interessante Autoren erwähnen.

Paul Broks, klinischer Neuropsychologe, Plymouth/Birmingham
Marco Iacoboni, Prof. für Neuropsychiatrie, Los Angeles
Hans J. Markowitsch, Prof. für Physiologische Psychologie, Bielefeld
Thomas Metzinger, Philosoph und Leiter Neuroethik, Frankfurt
Oliver Sacks, praktizierender Neuropsychologe, New York
Vilayanur S. Ramachandran, Neurowissenschaftler, San Diego

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Thema: Bildungslücken, Buchtipps, Gesellschaft | Kommentare (0) | Autor: