Eine Frage an Valentin Vogt

Der Blogautor ist wieder mal irritiert. Und wie immer in solchen Fällen, fragt er einfach mal nach. Heute beim Präsidenten des Schweizerischen Arbeitgeberverbandes (SAV), Valentin Vogt.

Lieber Valentin Vogt.

Kürzlich las ich in verschiedenen Medien Ihre Aussagen zu den Themen Mindestlohn und Existenzsicherung: «Nicht jeder Lohn kann für eine Familie existenzsichernd sein.» und «Wo ausnahmsweise das Haushaltseinkommen nicht ausreicht, gewährleisten Sozialversicherungen und Sozialhilfe die Existenzsicherung.»

So weit, so nachvollziehbar.

Andererseits aber vertritt Ihr Arbeitgeberverband auf der Verbandshomepage unter der Rubrik Sozialpolitik & Sozialversicherungen (Punkt 2, vierte Zeile) auch die Ansicht, dass ebendiese Sozialversicherungssysteme «… mittels geeigneter Anreize Voraussetzungen schaffen [sollen], damit sich Erwerbsarbeit im Vergleich zur Erwerbslosigkeit mehr lohnt.»

Gerne würde ich von Ihnen erfahren, wie dieses Zusammenspiel von Sozialversicherungen und Wirtschaft, nicht zu einer Abwärtsspirale bei den Löhnen führen soll.

Antwort vom 11.04.2012

Sehr geehrter Herr Eyholzer

Besten Dank für Ihre Anfrage, die ich gerne beantworte.

Ich war mir bewusst, dass meine Aussagen zu den Themen Mindestlohn und Existenzsicherung  an der Medienkonferenz vom 2. April 2012 zu einer kontroversen Diskussion führen könnten, was dann auch tatsächlich eingetroffen ist. Wir erachten es als eine der Kernaufgaben des Schweizerischen Arbeitgeberverbandes, auch unangenehme Tatsachen zu thematisieren und mitzuhelfen, Lösungen zu finden.

Nachfrage an Valentin Vogt vom 10.04.2012 via Mail.

Lieber Herr Vogt.

Vielen Dank für ihre kurze Antwort. Ich verstehe den Lösungsansatz des Schweizerischen Arbeitgeberverbandes trotzdem noch nicht ganz. Ich formuliere die Frage deshalb – wenn ich darf – einmal anders:

Welchen Nutzen bringt es der Gesellschaft, wenn
  1. die Wirtschaft keine existenzsichernden Löhne bezahlt
  2. andererseits aber Sozialversicherungen und Sozialhilfe «… mittels geeigneter Anreize Voraussetzungen schaffen [sollen], damit sich Erwerbsarbeit im Vergleich zur Erwerbslosigkeit mehr lohnt.»
Oder in anderen Worten: Welchen Nutzen bringt es der Gesellschaft, wenn
  1. die Wirtschaft keine existenzsichernden Löhne bezahlt
  2. andererseits aber Sozialversicherungen und Sozialhilfe Druck ausüben sollen, damit Menschen unter der Armutsgrenze eben jene nicht existenzsichernden Jobs annehmen müssen.

Nachfrage an Valentin Vogt, nach Angebot eines Telefongesprächs

… Trotzdem würde ich mich freuen, wenn Sie mir vorab unabhängig davon eine Zusammenfassung Ihrer Definition von «geeignete Anreize» in zwei, drei kurzen Sätzen per Mail zukommen lassen könnten…

Antwort von Freitag dem 13.04.2012

Sehr geehrter Herr Eyholzer

Die Aussage unter der Rubrik Sozialpolitik und Sozialversicherungen ist in einem anderen Zusammenhang zu verstehen. Es geht hier primär um die falschen Anreize z.B. in der IV (Stichwort stufenloses Rentenmodell) und dem UVG (Stichwort Überversicherung), die korrigiert werden müssen. Der SAV hat sich nie gegen die Sozialhilfe ausgesprochen, die aus unserer Sicht Ihren Platz hat. Wir haben uns hingegen explizit gegen die Missbräuche in der Sozialhilfe ausgesprochen.

Der nachfolgende dritte Anlauf via Telefon

hat dann aber auch nicht viel zum besseren Verständnis des Satzes «Die Sozialversicherungssysteme sollen […] das Arbeitskräftepotential stärken und mittels geeigneter Anreize Voraussetzungen schaffen, damit sich die Erwerbsarbeit im Vergleich zur Erwerbslosigkeit mehr lohnt.» beigetragen.

Zu umfangreich das Thema. Zu kurz die Zeit.

Beziehungsweise: der Blogautor wurde unter den Tisch geredet.

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Autor:
Datum: Freitag, 6. April 2012 10:07
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