Flüchtlinge go home

In der aktuellen Diskussion über die Lage in Nordafrika und im Nahen Osten mehren sich die Stimmen, die sich für ein hartes Vorgehen gegen Flüchtlinge aussprechen. Die Angst vor einer massiven Flüchtlingswelle geistert wieder durch die Köpfe.

Das Boot ist voll

Man liest wieder Forumsbeiträge der Sorte: «Das sind doch eh die meisten keine echten Flüchtlinge. Die wollen es sich nur auf unsere Kosten gemütlich machen. Ist euch auch schon aufgefallen, dass vor allem junge, starke Männer über die Grenze kommen? Wo bleiben denn die Frauen, Kinder und die Alten?»

Berechtigte Fragen, wenn man ein Das-Boot-Ist-Voll Argument braucht. Trotzdem seien hier spontan zwei kurze Antworten angeführt. Vielleicht hilft es ja als Gegenargument, wenn Sie irgendwo auf solche Fragen stossen.

Zwei kurz notierte Gründe

  1. Schlepper sind teuer. Eine Reise nach Europa kostet mehrere Tausend Euro. Welcher Flüchtling könnte sich das alleine leisten? Keiner. Drum legen ganze Familien bis hin zu Dörfern zusammen und bezahlen dem Kräftigsten die Reise. Damit er in Europa eine Arbeit finden und damit die ganze daheimgebliebene Familie finanziell unterstützen kann. Tatsächlich soll das von Privaten nach Hause geschickte Geld das Vierfache der Ausgaben der internationalen Entwicklungszusammenarbeit betragen.
  2. Die Flucht nach Europa ist anstrengend und gefährlich. Schon für kräftige und gesunde junge Männer sind die Reisestrapazen enorm. Manch einer kommt nie an seinem Bestimmungsort an. Verhungert, verdurstet, erdrückt, zurückgelassen, ausgenommen, ertrunken. Gründe für ein tödliches Scheitern gibt es viele. Verständlich also, wenn sich weniger Frauen mit Kindern oder gar gebrechliche Alte auf den Weg machen. Zudem darf man davon ausgehen, dass die Frauen, Kinder und Alten, die die lange Reise trotzdem antreten ihr Ziel überdurchschnittlich oft nicht lebend erreichen. Und natürlich hat der Schlepper keine Liste seiner irgendwo zurückgelassenen Kunden, so dass man nichts von diesen Frauen, Kindern und Alten erfährt.

Wir können nach sicheren Grenzen rufen um unseren Wohlstand gegen die Ärmsten der Armen zu verteidigen. Ob das Gerecht ist, ist eine Frage. Eine andere ist es, ob sich grosszügige und menschliche Hilfe auf lange Sicht nicht auch für uns in Europa mehr auszahlt, als ein massives Aufgebot von Grenzschützern.

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Datum: Mittwoch, 23. Februar 2011 7:59
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